Die unheimliche Erleichterung

Michael Lehofer ist Psychiater und Psychologe, er hat in seiner Eigenschaft als medizinischer Leiter der Grazer Krankenhäuser geholfen, die Infrastruktur im Kampf gegen Corona aufzubauen. Er ist Autor mehrerer Bücher, z.B. „Alter ist eine Illusion“ und „Mit Mir sein“. Im Zukunftsinstitut ist er ein wichtiges Mitglied unseres Future-Think Tanks. Hier schreibt er über die psychologischen Wirkungen und Bedingungen der Krise.

Wir haben uns das alles nicht vorstellen können. Niemand hätte einen Cent darauf gewettet. Nun ist das eingetreten, was eine Krise ausmacht. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, wie es weitergehen kann.“ Das ist jener Satz, der signalisiert, dass es kritisch ist. Nun hat jeder Mensch im Laufe seines Lebens dann und wann Krisen. Der eine hat eine Gesundheitskrise, der andere eine ökonomische Krise, oder vielleicht eine Beziehungskrise. Allen Situationen ist gemeinsam, dass man in der Krise etwas verloren hat, ohne das man sich das eigene Leben nicht vorstellen kann. Das besondere an der Corona-Krise ist, dass wir alle plötzlich in der Krise sind. Nicht der eine Unglückliche von uns, sondern jeder Einzelne und alle gemeinsam sind betroffen. Eine gefährliche Krankheit bedroht uns, eine Wirtschaftskrise ist unausweichlich. So sagen es die Experten. Was wird die Zukunft bringen? Die Zukunftsangst ist der Zustand, in dem wir an unsere eigene Illusion von der Zukunft nicht mehr zu glauben vermögen. Die Zukunftsangst ist nichts anderes als eine Glaubenskrise. Die Mehrzahl von uns mag vielleicht mittlerweile auf den Glauben an Gott verzichten können: Aber an unsere Zukunft müssen wir glauben können, sonst sind wir irritiert. Wenn ein Mensch etwa einmal Insolvenz anmelden muss, dann ist es für ihn nicht selten am Belastendsten, dass er so lange Zeit nicht weiß, wie es ausgehen wird. Das in der Schwebe sein halten wir schlecht aus. Wir möchten orientiert sein. Wir möchten uns auskennen. Besser: Wir möchten daran glauben können, dass wir uns auskennen.

In Krisen zeigen die Menschen ihr wahres Gesicht. Das mag den meisten von uns bereits aufgefallen sein: Die, von denen wir wussten, dass sie nur auf sich schauen, werden nun darin deutlicher, und jene, die kollegial sind, bewähren sich jetzt in dieser Eigenschaft. Eine Krise ist immer auch ein Klärungsprozess von Beziehungen. Warum ist das so? Die Angst, die Bedrohung erzeugt im Menschen eine Verstärkung jenes Mechanismus, mit dem er persönlich versucht im Leben zu bestehen. Wenn er es gewohnt ist, durch Gier und Eigensinn seine Lebensgrundlagen zu sichern, wird er es in einer kritischen Phase umso mehr tun. Wenn er aber auf Gemeinschaft, auf das Wechselspiel von Geben und Nehmen setzt, dann wird er in einer Krise deutlicher als ein solcher sichtbar werden. Eine Krise ist ein Zustand, in dem die Masken fallen. Es hat keinen Sinn sich übereinander zu empören, denn es ist jeder so wie er ist. Das gilt auch für die Familien, die nun zusammengespannt sind. Die Spannungen, wie auch die Harmonie sind genau das, was ohnehin zu erwarten war. Eine Krise ist ein Lebenszustand ohne Notausgang, vorübergehend zumindest.

Sicherlich trifft es nicht jeden gleichermaßen. Manche kommen mit den eigenen Existenzängsten besser zurecht, manche gar nicht gut. Das was wir bisher vom Leben gedacht haben, uns zusammenkonstruiert haben, ist nicht mehr zu halten, vielleicht, wahrscheinlich, sicher! Das Leben, die Umstände haben uns verblüffend einfach dekonstruiert. Worauf können wir uns stützen? Ich begegnete Menschen, die einen kleinen verschuldeten Betrieb haben, und vermeintlich oder real vor den Trümmern der eigenen Existenz stehen. Einige sind total verzagt, andere wieder erstaunlich gelassen und optimistisch. Sie sagen mir: „Es wird schon irgendwie weitergehen, darauf vertraue ich!“ Sie wissen zwar noch nicht wie, aber vielleicht erinnern sie sich an eine andere Situation im Leben, in der sie auch nicht weitergewusst haben. Irgendwie sind sie dann doch gut gelandet, wider Erwarten. Eine solche Erfahrung ist Goldes wert. Und dann denke ich an Bekannte, die Schmerz empfinden, weil sie den geplanten Urlaub in ihrem Ferienhaus an der Adria nicht antreten können, der Reisebeschränkungen wegen. Das ist bitter für sie. Das Selbstmitleid vermiest ihnen die Frühlingstage im eigenen aufblühenden Garten. Es gibt in einer Krise nichts, was es nicht gibt.

Ja, eine Krise ist immer ein großes Reinemachen im Leben, gewöhnlich verletzend rabiat. Vieles von dem, was uns lieb geworden ist, ist in Gefahr und geht schließlich verloren. Aber auch vieles woran wir hängen und was wir aber in Wahrheit nie gebraucht haben, und was wir unter normalen Umständen nie und nimmer aufgegeben hätten, wird uns genommen. Damit sind wir quasi im Vorübergehen auch von vielem „Müll“ befreit. Eine Krise ist immer mit einem Gefühl von Angst behaftet, denn wir sind in Gefahr. Wir sind überdies traurig, weil Trauer das Gefühl ist, das uns über den Verlust informiert.

Zusätzlich erleben viele von uns insgeheim in der Krise eine fast beschämende Erleichterung, eine Befreiung von vielem, nicht zuletzt von einem Teil von sich selbst. Es ist wie ein verbotenes Glück im Unglück. Dieser Teil, den wir abwerfen dürfen, ist die Dekadenz. Die Dekadenz ist ein Zustand, der durch die Überfeinerung von Lebensgewohnheiten und Ansprüchen definiert ist. Kurz gesagt: Wir haben uns durch die Selbstverwöhnung geschwächt und wissen nicht mehr, wofür wir stehen und was wir wirklich brauchen. Wir alle versuchen ein schönes Leben zu führen. Deshalb optimieren wir den Genuss und zerstören ihn damit. Unsere Wünsche von gestern werden zum unverzichtbaren Muss im Heute. Ursprünglich hatten wir die Idee, was alles schön sein könnte. Wenn dann alle Ideen und mehr umgesetzt worden sind, dann ist das Schöne erst recht eine Idee, die sich nicht mit Leben erfüllt. Das kann man einfach selbst erfahren, wenn man genusssüchtigen Menschen zuhört, die über ihre vermeintlich tollen Erlebnisse berichten. Es sind Berichte, die sich nicht lebendig anfühlen, als ob sie nur darüber gelesen hätten. Das Blutleere in diesen Erzählungen erklärt sich durch die Vorstellung vom Schönen, die sich vor das unmittelbare Erleben gestellt hat. Was wir nicht erleben können, macht uns nicht satt. So erklärt sich die Unersättlichkeit des Dekadenten.

Die meisten von uns gehen mit einem viel zu großen Rucksack durch das Leben. Die Krise zwingt uns den Rucksack zu leeren. Manches tut uns leid, was wir hinter uns lassen müssen, anderes ist herrlich loszulassen. Und was auch herrlich ist: Die unheimliche Erleichterung zu spüren, und mit der dann durch das Leben gehen. Gestehen wir uns das ein, gestehen wir uns diese Erleichterung zu.

Die Un-Apokalypse die wir brauchten

Vielleicht haben wir alle zu viele Netflix- und Hollywood-Untergangsfilme geschaut. Radikaler Wandel wird immer durch Zombies visualisiert, durch brennende Städte und riesige Fluten, die alle Hochhäuser zerstören. Wieso auch immer, aber wir lieben diese fantastischen Apokalypsen, in denen die Welt, wie wir sie kennen, krachend zugrunde geht.

In der ursprünglichen griechischen Bedeutung liegt das Wort »Apokalypse« näher an »Offenbarung« oder »Enthüllung«, weniger an der totalen Zerstörung, die wir damit assoziieren. Wir erwarten, dass die einzige Chance unsere über-beschleunigte Welt zu bremsen, in einem totalen System-Kollaps besteht. In diesem Sinne ist Covid-19 vielleicht nicht ganz die Krise, die wir erwarteten, aber vielleicht die, die wir dringend brauchten. Die Corona-Krise zeigt uns Risse und Spannungslinien in unseren Systemen auf, sie enthüllt Schwächen oder Disparitäten, an die wir uns gewöhnt hatten, und die wir für unveränderlich hielten. Sie zeigt uns all das fast ganz ohne Gewalt oder totalen Zusammenbruch: auf eine stille, fast bescheidene Art. Eine Art Un-Apokalypse eben.

Wie uns die zyklische Natur der Geschichte zeigt, sind wir verdammt sie zu wiederholen, wenn wir nicht aus ihr lernen. Sie wiederholt sich zwar nie exakt, spielt aber doch eine ähnliche Melodie. Wir sind derzeit am Beginn des Endes des Generations-Zyklus der Baby-Boomer. Generations-Zyklen beginnen mit massiven, weltverändernden Krisen. Ein paar Beispiele: die große Depression in Amerika, der Zweite Weltkrieg, die amerikanische oder französische Revolution. Und, wenn wir es nicht besser machen, die Millennium-Krise. Die Zyklen folgen dann den vier Jahreszeiten, wie in der Natur, und definieren dabei den jeweiligen Zeitgeist – um zum Schluss in der nächsten großen Kalamität zu enden.

Folgen wir also den Jahreszeiten der nun dominanten, bereits zum MEME gewordenen BABY BOOMER (geboren 1946 – 1965).

Euer Frühling war der Wiederaufbau nach der totalen Zerstörung der Weltkriege. Neue globale Strukturen wurden errichtet, um die Rückkehr der Kriege, und die Zerstörungen, die sie mit sich brachten, zu verhindern. Die Welt lag euch zu Füßen – wenn auch etwas ramponiert.

Euer Sommer war die Hippie-Bewegung – die Rebellion! Wie es in dieser Jahreszeit typisch ist, waren die Nach-Krisen-Organisationen zu rigide und autoritär, die Sehnsucht nach Freiheit, Gleichheit und Individualisierung brach sich Bahn. Freie Liebe, keine Kriege mehr, mehr Sex, rettet den Planeten! Wunderbar.

Euer Herbst war weniger rosig. Die Kulturkriege nach Vietnam ließen die erkämpften Ideale verblassen. Als die Blätter fielen, triumphierte Individualismus über die Gemeinschaft, die Gesellschaft änderte sich. Aber diese Veränderungen konnten sich nicht bewähren. Pluralismus und Heterogenität führten zu wachsendem Chaos.

Euer Winter ist der Winter aller. Die Ökonomie war überladen und überlastet mit sturem Individualismus, der zu einem Machiavellihaften Egoismus an der Spitze der Pyramide führte. Neuigkeiten wurden ersetzt durch Echokammern, sogar die persönliche Kommunikation wurde mehr und mehr polarisiert und digital zerfasert.

Die Generation Z, rund um die Jahrtausendwende geboren, hatte ebenfalls keine gute Zeit. Verdrossenheit gegenüber einem System, das viel zu egozentrisch geworden war, wurde »Faulheit am Arbeitsmarkt« genannt. Digitale Affinität mit Sucht gleichgesetzt. Versuche die Welt zu verändern als naiv gewertet. Allerdings waren die Krisen, die die Millennials erlebten, wesentlich abstrakter als die Zerstörungen des 20. Jahrhunderts. Es wurde akzeptiert, dass eine inflationäre Ökonomie alle zehn Jahre einen massiven Crash hinlegt. Die Jungen wurden Zeugen mindestens zwei solcher Krisen, die weit entfernt in den Elfenbeintürmen der New Yorker Börse begannen, uns aber nie so direkt betrafen wie die heutige Un-Apokalypse.

Nehmen wir einmal an, die Corona Krise ist der Beginn des nächsten Generations-Zyklus. Diese Krise verändert uns alle auf einer persönlichen, greifbaren Ebene. Generation Z war die letzte Generation vor dem »Großen Reset« – OK für mich, wir waren ja sowieso am Ende des XYZ-Alphabets angekommen. Die vier Jahreszeiten der nun beginnenden GENERATION CORONA werden nicht dieselben sein, aber es erklingen wieder bekannte Melodien.

Ihr Frühling galt der Reparatur des globalökonomischen Systems, aber hoffentlich nicht in derselben überbeschleunigten Weise. Ein Zusammenbruch alle paar Jahre war einfach nicht mehr ertragbar. Es gab einen instinktiven Rückzug in den Nationalstaat, um mehr Kontrolle über die eigenen sozioökonomischen Systeme zu erlangen. Hände schütteln wurde plötzlich seltener.

Ihr Sommer war konsequenterweise eine Rebellion gegen die starre re-nationalisierte Weltordnung. Die nächste Krise würde in ihrer Natur global sein und mit voller Wucht kommen. Sie wieder-verbanden die Welt, diesmal mit realen Sozial-digitalen Strukturen. Keine Echokammern mehr, keine Fake News.

Ihr Herbst ist heißer als erwartet. Während sie die Welt wieder zusammenführten und versuchten, sich selbst zu finden, vergaßen sie, die Institutionen zu adaptieren. Klingt bekannt? Die Jugend des Jahres 2050 rief von den Dächern herunter, aber die Generation C war zu sehr beschäftigt mit ihrem eigenen Leben. Plötzlich stand die globale Krise, die sie im Sommer vorausgesehen hatte, direkt vor der Tür.
William Gibson, der geniale Boomer-Sci-Fi-Autor, der auch den Begriff »Cyberspace« erfand, nannte diese akkumulierte Krise, die nun folgte, den JACKPOT. Alle Krisen und Katastrophen aufeinandergetürmt. Big, big mess, bigger than Corona.

Ihr Winter hat wenig Schnee, aber einer Rezession folgte der Dritte Weltkrieg – dieses Mal fast ausschließlich im Cyberspace. Mit Klimaflüchtlingen überall quälte die Furcht vor einer globalen Pandemie erneut die Menschheit. Die stärksten Nationen taten sich zusammen, um es ihren Bürgern zu ermöglichen, die Erde zu verlassen. Mars First, dann der Asteroidengürtel, schauen, was am Jupiter noch geht, und weiter hinaus ins Sonnensystem. Das Space-Age hatte endlich begonnen, mal sehen, wer zuerst da ist. Elon Musk, lebensverlängert, wird uns sicherlich helfen.

Dieses Szenario ist natürlich lediglich ein mentales Experiment zur Selbsterkenntnis. Eine Re-Gnose eben. Es folgt dem zyklischen Modell von Strauss-Howe und M. Hopf, der die wiederkehrenden Muster der Geschichte so beschrieb: Harte Zeiten erzeugen starke Männer. Starke Männer erzeugen gute Zeiten. Gute Zeiten erzeugen schwache Männer. Und schwache Männer erzeugen harte Zeiten.

Aber die Covid-Krise ist nicht eine der „wirklich harten Zeiten”, wie sie die Menschheit immer wieder durchlaufen hat, dafür ist sie eben zu Un-apokalyptisch. Zum Glück sind es nicht mehr nur die Männer, die die Zukunft heutzutage definieren. Was Frauen schon lange können, schätzen wir nun auch, wir wenden es sogar an: Zwischenmenschlichkeit. Wenn es etwas gibt, was mir an der jungen Generation auffällt, ist es, dass der massive Zugang zu Kommunikation, Information und Wissen sie zum Besseren verändert hat. Auch, wenn sie von ökonomischen Krisen und Ungerechtigkeiten gebeutelt wird, tendieren die sozialen Werte der Jungen zu Toleranz und Diversität. Sie verstehen sogar (meistens), dass unsere Unterschiede uns resilient machen.

Wir sind alle Teil der Generation Corona. Ihr Boomer, wir Jungen, die vergessene Generation X und die neuen Kids nach der Krise. Alle. Schon vor der Krise konnte man Menschen kaum anhand von Alter definieren, sondern durch Werte und Lebensstile. Wir brauchen keine komplette Zerstörung, um unsere Richtung zu verändern – eine bescheidene Un-Apocalypse reicht schon aus. Wie wenn die Aliens endlich angreifen – ein simpler Virus kann denselben Komplexierungs-Job übernehmen.

Wenn wir zurück ins 20. Jahrhundert blicken, dann haben wir uns weitgehend von Rassismus und Sexismus befreit. Nahezu auch von Kulturalismus, und wir werden hoffentlich auch den Generationalismus überwinden – die vorletzte Bastion der sozialen Spaltungen außer Arm und Reich. In dieser Hinsicht könnte die gegenwärtige Un-Apokalypse als ein Segen in Verkleidung erscheinen. Die humane Evolution wurde immer durch die Überwindung scheinbar unveränderbarer Verhaltensmuster vorangetrieben. Wir werden das Mühlrad der Geschichte zusammen beenden. Oder zumindest die verschiedenen Melodien der Generationen zu einer Symphonie vereinen.

Learning from the History of the Future

Looking back from the future (regnose) is a well tried technique to think about outcomes and many writers and thinkers have experimented with this using different methods and with varying measures of success over the years. Here are just a few of the examples from some of the more colourful characters from my book, A Brief History of the Future (also in German, as Die Visionäre).

Colette’s Lover and the Art of Imagining a Good Day
France’s most famous futurist, Bertrand de Jouvenel was the son of Baron Henry de Jouvenel, one of the most influential and charismatic political journalists in Paris. When Bertrand was just three years old, his parents separated and after taking various scandalous lovers, Henry shocked French society even more by taking up with the author Colette, who had just left her aristocratic lesbian lover. Colette and Henry married in 1912, but it was not until the spring of 1920 that Bertrand was finally allowed to meet his infamous stepmother. At sixteen, he was still shy, but was showing all the signs of having inherited his father’s good looks and charm. Within a year he had become Colette’s lover, and would remain until he was twenty-one, becoming the source of much gossip and speculation. As Colette’s biographer Judith Thurman remarked to a family friend, “I could understand Colette’s attraction for Bertrand, but what, I asked bluntly, did a beautiful boy of sixteen see in a fat and domineering woman of fifty however charming she might be?”
The answer lay not just in her powerful seductive charms, or revenge on his inattentive, domineering father, but also his thirst for knowledge and experience outside the conservative confines of Parisian society. Writing late in his life de Jouvenel recalled, “the pleasures she gave me were all those which open a window on the world, which I owe entirely to her”.

De Jouvenel’s interest in politics and the future began in his youth when he accompanied his diplomat father to the peace conferences after the First World War, but it was later fuelled by the works of H. G. Wells, of which he read everything he could. He travelled through America and Britain during the 1930s and observed, at close hand, poverty, the soup kitchens and the plight of the homeless. Following a shameful and much-regretted flirtation with the unemployment policies of the Nazis during the Second World War, de Jouvenel became engaged in the problems of authoritarian governments that were gripping Asia and Africa in the 1950s.

It was, however, the Ford Foundation that gave de Jouvenel his first big break in futurism in 1960 when it financed a project called »Futuribles«. This was a think tank of experts who got together to speculate and write essays about the future of society and politics in the spirit of the sixteenth-century Spanish Jesuit theologian Luis de Molina, who first coined the term »futurible« to fuse the ideas of future and possibility. As de Jouvenel explained, „the purpose is to generate a habit, the habit of forward-looking”. Less reassuringly, but rather charmingly, he took pains to explain: “Our authors . . . certainly do not pretend to any knowledge of the future, which would be foolish, but neither do they pretend that they have no opinion about it, which would be evasive”. Furthermore, he admitted to his critics that, yes, their purpose was essentially unscholarly, and no, it was not scientific, but in the great tradition of French philosophising, it took them into the realm of »possibles«. It was this period in which de Jouvenel was inspired to put to paper his ground rules and philosophical parameters for thinking about the future.

The result was a handbook, The Art of Conjecture, published in French in 1964. In it he distinguished between the possible (what we know) and the desirables (what we wish for), and pointed out that &lquo;Man is fortunate when the desirable and the probable coincide! The case is often otherwise, and thus we find ourselves trying to bend the course of events in a way which will bring the probable closer to the desirable. And this is the real reason we study the future.” There was no prediction per se in the book, but lots of philosophical ruminating on defining the future and the fact that knowledge of the future is a contradiction in terms. For de Jouvenel there was no one future, but a fan of possibilities to be unfolded. How too, he philosophised, can we even begin to define the future if it is “pre-existent – something existing before it appears”. At the time his book was considered a ground-breaking contribution to futurism.
When funding from the Ford Foundation ran out, de Jouvenel had the prescience to keep the catchy name Futuribles, and in 1967 set up his own research institute in Paris. For a while he enjoyed considerable success and a reputation as a suave political philosopher, travelling the world to give speeches and advice.

By the time of his death in 1987 he had rather fallen off the futurological radar, and it was left to his son Hughes to run the institute. Today Futuribles still publishes journals on a wide range of themes using a Delphi-like network of some 350 correspondents to identify »possible« global trends and Hughes is working, as his father before him, to emerge from the paternal shadow as a thinker in his own right. As well as setting a high standard for his son, Bertrand de Jouvenel’s legacy was that he believed that we should try to forget about prophesy per se, and simply take time to imagine what makes a good day for an ordinary man. Writing in The Art of Conjecture he poetically recommended, “Take this man when he wakes up; follow him through to the time of sleep. Plot as it were, the sequence of his pleasurable and unpleasurable impressions, and now imagine what a »good day« should be. Picturing this »good day« is the first step into a modern utopia; then you will have to seek the conditions, which can bring about this good day.”

Bellamy’s Dream: Looking Backward to Look Forward

Looking Backward, was the last of the great optimistic utopias of the nineteenth century. First published in 1888, it was, like many a utopia before it, an instant hit and became the third bestselling book in America after Uncle Tom’s Cabin and Ben-Hur. It stars Julian West, a Bostonian who goes to sleep in 1887 and wakes up in a socialist paradise, 113 years, three months and eleven days later in the year 2000. The book was a futurist manifesto disguised as fiction, “intended in all seriousness as a forecast, in accordance with the principles of evolution, of the next state in the industrial and social development of humanity.”

Young West awakens in the home of a fine gentleman called Dr Leete, who conveniently has a beautiful and unattached daughter. Here in the year 2000 we find many of the superficial delights of modern-day society. For a start there is abundant electric lighting and everyone can enjoy »music by telephone« or even listen to a sermon from the comfort of their armchair. “There are some who still prefer to hear sermons in church”, explains Dr Leete, “but most of our preaching, like our musical performances, is not in public, but delivered in acoustically prepared chambers, connected by wire with subscribers‘ houses.” Even Bellamy’s description of shopping malls sounds uncannily like those of today: “A vast hall of light . . . the walls and ceiling were frescoed in mellow tints calculated to soften . . . Around the fountain was a space occupied with chairs and sofas, on which many persons were seated conversing.” He also noted that these »distributing establishments« would, for the sake of convenience, all sell exactly the same goods.

Bellamy also had a vision of an efficient delivery service. Bringing to mind the speed and advertising slogans of courier services today, Ms Leete boasts to West that “my order will probably be at home sooner than I could have carried it from here”. The young lady naturally does not pay in the future in cash, but with »an American credit card« which is available to everyone and can conveniently be used abroad. Unlike the credit cards of the twenty-first century, Bellamy’s are used to distribute “surplus wealth (which) . . . all enjoy in equal degree”, and as a result, selfishness and »excessive individualism« have been all but eradicated.

The »female question« is a trickier matter for many (male) futurists. Bellamy finds it hard to foresee how women would live, think and want today. Where he fails, as many before and after him, is to envisage the more subtle social and moral shifts in society. Bellamy for example, still envisions the ladies politely retiring after dinner, and leaving the men to discuss more important matters. Unmarried women – even in the twenty- first century – are, according to Bellamy, poor specimens to be pitied, though on a more positive side he foresaw that the independence of women means that “there can be no marriages now except that of inclination”. Bellamy himself was happily married to his adopted sister, with whom he had two children. As a well-off writer and subsequently a speaker much in demand, he would have been able to afford domestic help, and his wife would, as he hoped for women of 2000, have been released from domestic drudgery. Indeed, women in the future would not need to cook as every household would be able to eat à la carte in a community dining hall.

Gilman’s Mountain: Female Forecasting

A great fan of Bellamy’s was the writer Charlotte Perkins Gilman. A compatriot and contemporary of Bellamy, Gilman referred to Looking Backward as “that great modern instance”, even if half of the inhabitants of that »instance« were poorly represented by her tough feminist standards. Celebrated more in feminism than futurism, she was, however, one of the first significant female futurists even though the details of her life and death were so miserable that one would seriously think twice before reading her vision of any future. Charlotte’s father abandoned the family shortly after her birth, and she grew up in poverty with a repressive mother who, like Bellamy’s, deprived her, as a matter of principle, of maternal love. As an adult she suffered severe postnatal depression, and was ordered to take to her bed and avoid intellectual excitement. This led to a complete nervous breakdown, and when she eventually recovered, she promptly divorced her husband, then scandalised society further by sending her daughter to live with him. Three years after she was diagnosed with inoperable breast cancer in 1932 she killed herself, preferring “chloroform to cancer”.

But do not let that put you off. There is no Cassandra-like doom and gloom in her writings, and her two main futuristic works are – at least from a woman’s point of view – funny and prophetic in unexpected ways. Admittedly Gilman had a very distinctive feminist-driven vision of the future, and confessed that she only “wrote to preach”. Strangely, her predictions are interesting not because they were wildly wrong, nor because they have come true, but because nearly a hundred years later, some fundamental questions and concerns have not changed. Answers are all very well, but asking the right questions at the right time is one of the founding principles that sets an interesting futurist apart from a mediocre one. One of Gilman’s most prophetic and funniest scenes is from her 1911 book Moving the Mountain, when explorer John Robertson returns to America after being lost in Tibet for thirty years and asks his sister, “Now tell me the worst – are the men all doing the housework?” She reassures him they are not. He thinks a bit, and then still wondering where the catch is, inquires nervously, “they still wear trousers don’t they?”

In the fictional America of 1940 he is, however, disappointed to find that there are no more dutiful and desperate housewives. Robertson, who is treated like an extinct species, finds it hard to adjust and notes wistfully how a house without a housewife seems “altogether empty’”. Gilman was looking ahead to a time when the mountain had been moved, when “the women woke up”, have become economically independent, and work like men, according to their abilities and talents. Interestingly, Gilman does not insist – as some feminists do – on equality in everything in the future. In The Home: Its Work and Influence she reassures readers that everyone will work according to their human talents. Men do not have to change nappies (unless they really, really want to), but should do the heavy, “violent plain” work as that is what they actually are best at. So, while the men are busy digging and hammering, women she predicts, will prefer the administrative and constructive jobs. In a forerunner of the work-life balance and domestic services that are widely on offer today, the women set up the superbly named Home Service Company. This is a successful business that among other things manages the new food industries, centralised cooking and home-delivery services. As well as the housework and cooking being taken care of, the women are further liberated by the fact that there are childcare services available everywhere.

As mentioned above, Gilman herself had a complete nervous breakdown when she was first married and faced with a small screaming baby and a dreary domestic routine. So, although these predictions were in many ways a personal projection, they still represented the dream of a better future for many women of her generation. At the time, ideas such as the kitchen-less house were shocking for the social shifts they represented.

In her preface to Moving the Mountain Gilman said, “One of the most distinctive features of the human mind is to forecast better things”. Better things for her meant not only better novels, but also a “new social consciousness”. She christened the book a »baby utopia« as it involves “no other change than a change of mind, the mere awakening of people, especially the women, to existing possibilities. It indicates what people might do . . . in thirty years.” Even by the most utopian of utopian standards, thirty years represents pretty optimistic thinking for deep social shifts.

Herland published four years later, was an altogether bigger and bolder vision of the future and hence a much more frightening proposal. Set in a remote mountain area, it tells the story of three male explorers who stumble across an all-female society. Herland, they discover, has emerged triumphant from the ashes of a civilisation destroyed, rather predictably, by reckless male behaviour. The women they encounter are of enviable Amazonian proportions – athletic, strong and with cropped hair – and sexless, though one of the men reports, “when I see them knit, I can almost call them feminine”. But as the hapless three soon discover, far from fulfilling every clichéd male fantasy, the place has serious disadvantages. Although the men are treated kindly, they are kept locked up or under guard for much of the time – not so much to protect the women from the »gentlemen«, explain the Herlanders, but vice versa. Not only are the men bewildered by the absence of either recreational or procreational sex. Compensation is not to be found in the usual realm. There is no smoking or drinking, and even a good juicy steak is out of the question as the Herlanders are all vegetarian. Despite this being a sexless race, the women have survived and multiplied thanks to the discovery and development of procreation by parthenogenesis. Far from devalued, motherhood in Herland is seen as the highest social service. But in an all-too transparent reflection of her own desires and experiences, babies in Gilman’s utopia never cry, and are not brought up by home-bound depressed mothers, but by all mothers collectively.

Meine Erfahrungen mit RE-Gnose

Regnose ist eine prima Idee. Ich habe mir bisher mit dem Begriff Eutopie beholfen. Martha Beck hat eine Technik erfunden und immer weiter­entwickelt, sich in die Zukunft zu versetzen: Du stellst dir vor, es ist der heutige Tag, aber es ist genau 1 Jahr, 5 Jahre, 10, 20 Jahre später als heute. Du rechnest aus, wie alt du dann sein wirst, wie alt Kinder, Partner usw., schließt die Augen und siehst dich innerlich um. Martha berichtet von fantas­tischen Erlebnissen. Eine Frau, schon ewig auf Partner­suche sieht sich in einer großen Wohnung, die Sonne scheint, Musik im Hintergrund. Martha sagt ihr, sie soll mal ihre Hand anschauen. Oh, sagt sie, ich trage einen Ehering! Und keiner erlebt das als Traum. Sondern als Faktum.

Ich habe das auch mit ein paar Leuten gemacht. Selbst die wildesten Ökopessimisten haben sich in 10 Jahren in einer funktionierenden Welt gesehen. Sie waren gesund, es gab Licht, Luft, Wohnung, Essen usw. In unserem tiefsten Innersten wissen wir, dass wir Menschen anpassungsfähig sind und genial erfinderisch. Auf die Frage, ob in der Zukunft „alles besser“ oder „alles schlechter“ sein wird, gibt es keine Antwort, weil der Fehler in der Frage liegt. Es ist eine AAV-Frage (am Arsch vorbei). Natürlich wird vieles besser sein, so wie sich Medizin, Technik und viele soziale Einsichten in den letzten Jahrzehnten verbessert haben. Natürlich wird vieles schlechter sein. Aber wir werden, so wie jetzt auch, mitten in diesem Spannungsfeld leben und unseren Platz haben. Weil die Welt noch nie funktioniert hat wie der deutsche Besinnungsaufsatz mit „Chancen und Gefahren“ oder „Vorteilen und Nachteilen.“

Auch die Religion wird übrigens immer besser werden, weil sie sich zwangsläufig weitet. In der Regnose wird man klarsehen, dass Verengungen in ausgetrockneten Pfützen enden. Wo Christen aber den Buddhismus und den Atheismus in der eigenen Herkunft entdecken, Moslems das Jüdische und Christliche und Schamanische in ihren religiösen Genen usw., da fließt der Strom weiter, wird breiter und farbiger. Auch wenn er dann ganz anders heißt und nicht mehr so riecht und schmeckt wie der alte. Aber er nährt das Leben.