Ich möchte über ein unangenehmes Thema sprechen: die Generationsgleichung, die durch Corona entstanden ist. Ganz plakativ gesagt: die “Jungen” verhalten sich (großteils) vorbildlich zum Schutze der “Alten”. Die Solidarität von Millennials & Gen Z gegenüber unseren Risikogruppen (Babyboomer+) ist so hoch wie noch nie. Die ganze WELT steht still, um EUCH zu schützen. Denn WIR mögen euch ja (meistens), ihr seid schließlich unsere Eltern, Omas, Opas, Onkel, Tanten, Nachbarn.
Nur ist die Gleichung jetzt ungelöst.
Noch bevor es Covid-19 gab, haben die Under 30s, die laut Babyboomer noch gar nicht wissen können, wie die Welt eigentlich funktioniert, eine wesentlich fatalere Krise erkannt: die ganze Welt steuert wie gelähmt darauf zu, auf die Klimakrise. Wir haben protestiert – sogar die Introvertierten gingen auf die Straßen. Was wollten wir? Dass man den EXPERTEN zuhört. Noch nichtmal uns! Wir wollten nur Aufmerksamkeit auf das Problem lenken, damit ihr, die doch so erfahrenen Generationen, unsere Zukunft rettet. Passiert ist, sind wir uns ehrlich, sehr wenig. Das würde ja die Wirtschaft nicht verkraften. Verzicht macht auch keinen Spaß, Verhaltensänderung noch weniger. Die Änderungen müssen langsam und graduell geschehen, wir wollen unser jetziges System nicht kippen, es nicht überlasten.
Jetzt haben wir die Welt innerhalb von 2 Wochen komplett umgekrempelt. Für euch haben wir die Welt zum völligen Stillstand gebracht.
Für viele wird es nun dreist wirken, sogar fahrlässig, über die Klimadebatte zu sprechen – wir hängen doch mitten in einer “anderen” Krise. Aber fühlt mal um euch. Man spürt eine Energie, eine Solidarität, eine Lebendigkeit. Diese müssen wir halten und nutzen, um uns für die nächste Krise zu wappnen – denn die kommt bestimmt. Momentan sind Virologen, Epidemiologen, und Ärzte unsere Heldinnen. Ihnen hört man zu, sie sind ja die Experten. Wenn jetzt ein Politiker behaupten würde, die Experten sehen das zu streng, das ist alles nicht so dramatisch, wir lösen das schon mit Technologie, soziale Isolation ist nur für linkslinke Verzichts-Fanatiker, würde er sich damit sein eigenes Grab schaufeln. Überträgt man diesen Gedanken auf die vorherige Klimadebatte, schaut es mit der Doppelmoral nicht gut aus.
Die Gleichung wird gelöst werden, one way or another. Tun wir es doch bitte in einer konstruktiven, produktiven und solidarischen Art.
Stellen wir uns doch vor, wir sind im Jahr 2021. Jetzt hören wir Klimaforschern, Meteorologen, Geologen und Energieplanern so zu, wie noch vor einem Jahr Virologen, Epidemiologen und Ärzten. Wir streiten uns nicht mehr darüber, welche Generation am meisten in Fragen des Klimas weiß, anstatt dessen hören wir zu. Und dann handeln wir – gemeinsam. Als solidarische, generationsunabhängige Gesellschaft – wie damals, in der Coronakrise.